Sonntag, 26. März 2017

Wilde Küche: Pikante Eichel-Waffeln

Heutige Fundstücke im Walde: Vorgekeimte Eicheln

Heute war es endlich so weit. Ich konnte ein Vorhaben verwirklichen, welches mich schon lange umtreibt: Mit Eichelmehl etwas zubereiten. Immer wieder hatte ich den Zeitpunkt verpasst im Herbst, Eicheln zum Verarbeiten zu sammeln. Letztes Jahr war es ganz dumm gelaufen, hatte ich doch eine ergiebige Sammelstelle ausgemacht, begann am darauf folgenden Tag eine lange Frostperiode.

Eicheln wurden in Vorzeiten von vielen Völkern gegessen. Ich habe einiges an Informationen darüber gesammelt. Bevor der Mensch die Eichenfrüchte den Säuen vorwarf, aß er sie selber. Erinnert sich doch Telemach, der Sohn des Odysseus, bei den schmutzigen Bergbewohnern des Peloponnes, diesen „Eichelfressern“, gewohnt zu haben. Plinius geht in der Einleitung zum 12. Buch seiner im 1. Jahrhundert verfassten Naturkunde sogar noch weiter: „Die Früchte der Steineichen waren die erste und ursprüngliche Nahrung der Menschen...“. Die Eiche galt als Symbol eines längst vergangenen „goldenen Zeitalters“, als „die Felder in Gemeinbesitz waren und die Fülle gleichbleibend war und es weder Leiden, noch Krieg, noch Zerstörung gab“.

Auch bei Indianischen Völkern in Nordamerika standen Eicheln hoch im Kurs, und in Spanien gibt es eine essbare Eichelsorte, die nicht einmal entbittert werden muss. Ansonsten müssen Eicheln, um genießbar zu werden, nach dem Mahlen lange in fließendem Wasser liegen, um die reichlich vorhandenen Gerbstoffe auszuwaschen.

Oder aber man lässt die ankeimen. Während des Aufbaus des Keimlings wird ein hoher Anteil der Bitterstoffe verbraucht. Ich selber hatte schon einmal die Erfahrung gemacht, dass angekeimte Eicheln kaum noch bitter schmecken, und dann sogar „geknabbert“ werden können.

Eigentlich hatte ich den heutigen Sonntag, der wirklich seinem Namen Ehre machte und sehr sonnig und warm war, nutzen wollen, um einmal alle Stellen zu besuchen in der Umgebung, an denen Speisemorcheln wachsen könnten, vom Habitat her. Doch leider ist es hier noch nicht so weit, es braucht wohl noch ein paar Tage Wärme.

Doch fand ich im Walde Eicheln, welche sich gerade anschickten, Wurzeln zu schieben. Die Schale war aufgeplatzt, und das helle Fruchtfleisch sichtbar und oft leicht gerötet. Sie ließen sich leicht aufsammeln, und schnell hatte ich fünfhundert Gramm zusammen, mit denen ich experimentieren konnte. Zu Hause in der Küche: Das Schälen der Eicheln ging flott, und die braune Haut ging gleich mit. Mit einem scharfen Messer konnte ich leicht die manchmal vorhandenen schwarzen Stellen entfernen. Ich hatte gelesen, dass Eicheln oft angeröstet werden, bis die Schale aufplatzt, da sie so leichter zu schälen sind (und nicht wegen des Geschmackes). Das war bei meinen Fundstücken nicht notwendig.


Nach dem Schälen
 
Nach dem Schälen vermahlte ich sie in der Küchenmaschine zu groben Mehl. Dieses probierte ich das erste Mal, und es war nicht bitter, sondern hinterließ nur ein leicht pelziges Gefühl auf der Zunge, was davon zeugte, dass noch ein Rest der Gerbstoffe vorhanden war. Da die Tanine wasserlöslich sind, weichte ich das Mehl eine Stunde in Wasser ein, und seihte es danach durch ein Tuch: Das reichte, um es einwandfrei zu machen.

Eichelmehl
 
Eichelmehl hat keine Klebstoffe, und so mischte ich es zur Hälfte mit Weizenvollkornmehl und stellte aus dieser Mischung einen einfachen Waffelteig her: Zu 1 kg Mehlmischung halb und halb noch sechs Eier und Milch, bis der Teig rührfähig war. (Ich benutze weder Fett noch Backpulver für Waffelteig). Da ich pikante Waffeln zubereiten wollte, und da es nun einmal wilde Waldküche war, gab ich keinen Zucker dazu sondern eine gute Menge Bärlauchsalz. Dann den Teig noch einmal ca. eine halbe Stunde ruhen lassen, und das Waffelbacken konnte beginnen.

Die fertigen Waffeln rochen angenehm nussig, und schmeckten ziemlich neutral (abgesehen von der Bärlauchnote). Da ich noch Petersilienpesto vorrätig hatte, fand sich die passende Begleitung. Fazit: Lecker und auch bekömmlich, ich werde weiterhin mit Eicheln experimentieren, es scheint recht lohnenswert zu sein. Vor allem, da Eicheln sehr nahrhaft sind.




Montag, 20. März 2017

Auf Anfang





Auf Anfang


Wenn hinter den Bergen die Sehnsüchte schweigen
     und sich vor dir das weite Meer sonnensatt
        von Horizont zu Horizonte dehnt,
als ein Spiegel die blauen Himmel trinkend,

und du, von langer Reise ermattet,
    vor den Blüten der großen Mutter kniest,
       deine Seele ganz Auge,
schauend das liebliche Gelb des Scharbocks,

und du, von langer Reise ermattet,
   den seligen Morgen begrüßt,
      deine Seele ganz Ohr,
lauschend dem Frühlingsliede der Amsel,

und du, von langer Reise ermattet,
   die Hände in den Staub senkst, dass er Erde werde,
      deine Seele ganz tastende Hand,
mit zärtlicher Leichtigkeit den Spuren der Zeit folgend,

und du, von langer Reise ermattet,
   das erste zarte Grün umarmst wie einen lange vermissten Freund,
      deine Seele ganz lüsterne Nase,
zwischen allen Mauern Blütendüften folgend,

und du, von langer Reise ermattet,
   einen dunkelrot funkelnden Wein im Glase,
      deine Seele ganz Zunge,
erspürend die trockenen Hügel der Weinstöcke,

und die langen Wellen des Atems der großen Mutter um dich
   und deine Wellen schwingen sich ein
      und erstaunt lauscht Du den Melodien,
die aus deinem Munde kommen. . .

Die Tage meiner Sehnsucht sind gezählt!



Das Bild ist von Jean-François Millet (1814  -  1874)



Donnerstag, 16. März 2017

Workshop und Konzert: Klaus der Geiger wieder in Fredelsloh


Vom Donnerstag, dem 25. Mai 2017 (Himmelfahrt) bis Sonntag, dem 28. Mai ist Klaus der Geiger wieder in Fredelsloh


Musik-und Impro-Workshop in Fredelsloh mit Klaus dem Geiger
Klaus der Geiger, deutsche Straßenmusik-Legende, spielt und singt nicht nur bei Demos, auf der Straße und in Konzerten, sondern gibt auch Musik- Workshops, die normalerweise mit einem meist erfolgreichen (öffentlichen) Konzert der Workshop-Teilnehmer enden.
Wir trainieren Improvisation und Zusammenspiel, sowie Songs und Instrumentals, die von den Workshop-Teilnehmern eingebracht werden und die wir in der kurzen Zeit einigermaßen konzertreif hinkriegen! Was Stimmlage und Instrumentarium angeht: Es geht alles!     
              
Der Workshop findet in der Alten Schule und der wunderbaren Klosterkirche in Fredelsloh statt:
Bildungswerk Leben und Umwelt e. V.                                     
Alte Schule Fredelsloh                                       
37 186 Moringen
Tel. 05555 522
 
Am 25. Mai dürft Ihr anreisen, und abends an der Gemeinschaftsküche in der Alten Schule teilnehmen. Am Freitag nach dem Frühstück beginnen wir mit dem Workshop, wer erst am Samstag kommen kann, darf noch dazu kommen. Am Sonntag um 17:00 Uhr ist dann ein Abschlusskonzert in der Klosterkirche Fredelsloh, zu dem wir herzlich einladen. 
Für Gäste von ausserhalb: Private Unterbringung ist möglich. Es wird um eine Kostenbeteiligung für Verpflegung in der Alten Schule und den Workshop gebeten. Spende nach Selbsteinschätzung.

Diese Veranstaltung wird von der Hedi-Kupfer-Stiftung, Fredelsloh, gefördert. 

Samstag, 11. März 2017

Später dann

Dagmar Herrmann: Hoffnungsträger


Später dann. . .

Später dann werde ich in meinem Tagebuche lesen:
Das war dieses Jahr gewesen,
in dem der Frühling warm und früh begann
und Licht aus blauem Himmel kam,
und in den Wallanlagen frühe Blüten
dieses Blau in Wiesen sprühten,
während ich mich in der warmen Märzensonne aalte. . .

Das war das Jahr, als Fukushima strahlte.

Ich mit der Liebsten Hand in Hand,
den Bauch gefüllt mit Straciatella-Eis,
wir beide satt von Sonne, Sahne, Glück.
Es waren Tage, ganz vom Glück durchtränkt,
Tage, wie von leichter Hand geschenkt,
und in den Zweigen begannen Vögel mit den Liebesspielen. . .

Das war das Jahr, in dem in Libyen die Bomben fielen. . .



Weitere Bilder von Dagmar Herrmann gibt es hier zu sehen:
https://www.artflakes.com/de/shop/meermaid