Montag, 20. März 2017

Auf Anfang





Auf Anfang


Wenn hinter den Bergen die Sehnsüchte schweigen
     und sich vor dir das weite Meer sonnensatt
        von Horizont zu Horizonte dehnt,
als ein Spiegel die blauen Himmel trinkend,

und du, von langer Reise ermattet,
    vor den Blüten der großen Mutter kniest,
       deine Seele ganz Auge,
schauend das liebliche Gelb des Scharbocks,

und du, von langer Reise ermattet,
   den seligen Morgen begrüßt,
      deine Seele ganz Ohr,
lauschend dem Frühlingsliede der Amsel,

und du, von langer Reise ermattet,
   die Hände in den Staub senkst, dass er Erde werde,
      deine Seele ganz tastende Hand,
mit zärtlicher Leichtigkeit den Spuren der Zeit folgend,

und du, von langer Reise ermattet,
   das erste zarte Grün umarmst wie einen lange vermissten Freund,
      deine Seele ganz lüsterne Nase,
zwischen allen Mauern Blütendüften folgend,

und du, von langer Reise ermattet,
   einen dunkelrot funkelnden Wein im Glase,
      deine Seele ganz Zunge,
erspürend die trockenen Hügel der Weinstöcke,

und die langen Wellen des Atems der großen Mutter um dich
   und deine Wellen schwingen sich ein
      und erstaunt lauscht Du den Melodien,
die aus deinem Munde kommen. . .

Die Tage meiner Sehnsucht sind gezählt!



Das Bild ist von Jean-François Millet (1814  -  1874)



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