Donnerstag, 28. Februar 2013

Geständnis





Ich bin nicht groß. Ich bin nicht artig.
Eher so, wie soll ich sagen?
Eher aus der Art geschlagen.
Allzu scharf macht schartig.

Ich bin nicht Schein. Ich bin nicht heilig.
Meine Freundin soll die Schlange sein.
Du sollst nicht vor ihr bange sein.
Ich hab es selten eilig.

Ich bin nicht frech. Ich bin nicht Dachs.
Ich gehe träumend durch die Gassen.
Die Liebe soll man lieben lassen.
Mein Herz in deiner Hand ist Wachs.

Es ist nicht Trübsal, was ich blase.
Ich bin nur ganz ganz selten fromm.
Und wenn ich aus der Kälte komm,
hängt ein Tropfen kalt an meiner Nase.


Montag, 25. Februar 2013

Aus Dingefinders unergründlicher Plaudertasche oder: David gegen Goliath

 

Sylvia Christina Händel: IchSoldat      





 David gegen Goliath  -  Nicht jede Geschichte ist eine schöne Geschichte


Stellt Euch einmal vor, Ihr würdet folgende Geschichte eines morgens in Eurer Tageszeitung lesen: Im Staate X auf Kontinent Y ist aus welchen Gründen auch immer ein „Bürgerkrieg“ „ausgebrochen“. Zwei feindliche Heerhaufen stehen sich gegenüber. Kurz vor Beginn des Gemetzels bietet einer der beiden Heerführer, um zuviel sinnloses Blutvergießen zu vermeiden, folgenden Deal an: Jede Partei solle ihren stärksten Kämpfer benennen und in den Ring schicken, und diese beiden sollen nun, stellvertretend für alle, um den Sieg kämpfen.

Die Gegenpartei geht auf den Deal ein. Die Partei des Kompromiss-Anbieters schickt ihren starken Mann mit dem Namen Goliath ins Rennen. Vielleicht ein unsympathischer, muskelbepackter, grobschlächtiger und brutaler Prahlhans, vielleicht auch ein sympathisches, unbesiegtes Großmaul a la Muhammad Ali. Auf jeden Fall sehr siegesgewiss und dementsprechend selbstbewusst.


Die andere Partei hat dem nichts entgegenzusetzen. Sei es, dass da wirklich kein adäquater Gegner zu finden ist, sei es, dass sich niemand traut, an dieser verantwortungsvollen Stelle zu kämpfen. Während die internen Verhandlungen noch andauern, springt ein Kindersoldat mit seiner Kalaschnikow hervor und ballert Goliath ab. Während die anderen Soldaten der Kompromissanbieter noch völlig konsterniert sind ob dieses Vertrauensbruches, nutzt Davids (so heißt der Kindersoldat) Truppe die Verwirrung und metzelt die Gegner überraschend nieder.


Keine schöne, herzanrührende Geschichte zum Frühstück. Der Gedanke, dass sich die Geschichte von David gegen Goliath auch so lesen ließe, kam mir, als ich eines Tages in einer Illustrierten bei einem Artikel über nomadisch lebende Hirtenvölker hängen blieb. Ich fand dort die Schilderung über die älteste Distanzwaffe der Menschen, nach dem geschleuderten Speer: die Steinschleuder. In der Hand eines guten Schützen ist diese Waffe auf dreißig Meter sicher tödlich. Das heißt, bei einem verabredeten Faustkampf mit solch einem Gerät zu arbeiten, ist schlicht unfair, ähnlich der Benutzung einer Pistole bei einem Boxkampf. Ganz davon abgesehen, dass der kleine David später selber großer König wurde. In Zeiten, wo Könige von patriarchalischen Hirtenvölkern sicherlich nicht zimperlich waren.


So gesehen gefällt mir der „kleine“ David schon gar nicht mehr so gut, genausowenig, wie mir Guy Fawkes sympathisch ist, der ein Sprengstoffattentat vor hatte, auf Menschen. Als vor einiger Zeit hier in Bremen des samstags zu einer Demonstration aufgerufen war, kamen mir auf meinem morgendlichen Weg in den Garten Jugendliche um Jugendliche entgegen, welche diese Guy-Fawkes-Masken vor dem Gesicht hatten. Ich empfand es als gruselig, dass mir diese vielen Menschen mit dem Gesicht eines fundamentalistischen religiösen Attentäters entgegen kamen. Mögen die Ziele auch noch so hehr sein, es ist die Andeutung der Methode, welche da herumgetragen wird, die mich abschreckt.


Auch mag ich keine mordenden und marodierenden Männerbünde, auch wenn sie mittlerweile, unter anderem mit Hilfe des Kinos, zu Piraten romantisiert wurden, zu Freibeutern. Nicht jeder war ein Störtebecker, und auch die Wikinger waren so etwas wie Piraten. Die Frage ist wirklich die für mich: Braucht es gewalttätige Vorbilder, die sich bei näherem Hinsehen als den Taliban ähnlich anschauen? Für mich nicht. Friede beginnt schon mit dem Symbol, welches ihn ausdrücken soll. Ich werde mich also nicht hinter einer Terroristenmaske verstecken, werde mich nicht Pirat nennen, werde nicht als kleiner Terrorist mit Distanzwaffen Große umlegen, und werde mich auch nicht des Folterinstrumentes Kreuz bedienen, um meine Aussage zu kennzeichnen: Friede ist unteilbar. 




Sylvia Christina Händel: IchSoldat  
Mit freundlicher Genehmigung

Sonntag, 17. Februar 2013

Aus Dingefinders unergründlicher Plaudertasche oder: Lebenslänglich

Es verhaftet Sie die Bundesrepublik Deutschland wegen vorsätzlicher Unterqualifizierung und damit verbundener Arbeitslosengeld  - Erschleichung. Das Urteil wird gesprochen: Lernen lebenslang.

Das lebenslange Lernen wird überall propagiert als das non plus ultra um aus der Arbeitslosigkeit zu kommen. Als wäre der Mensch nicht ein Wesen, welches so oder so lebenslang lernt. Ein Gärtner oder ein anderer Handwerker, der etwas von seinem Handwerk versteht und es liebt, lernt immer etwas dazu, nie ist eine Pflanze wie die andere oder ein Werkstück.Mit jedem Arbeitsjahr wird solch ein Mensch reifer. Doch das ist hier nicht gemeint. Gemeint ist hier zum Beispiel, wenn ich mit meinem gelernten Handwerk (etwa als Tischler) keinen "Job" (!) mehr bekomme, dann muss ich halt umlernen, im zweifelsfalle umschulen. Das wird mir als sogenannte Qualifizierungsmaßnahme vermittelt. Wenn ich mich nicht "qualifiziere" drohen mir Konsequenzen, zum Beispiel Geldkürzungen.

Die sogenannte Qualifizierung von Arbeitslosen, besonders von Langzeitarbeitslosen, ist mittlerweile eine Branche (Zyniker sprechen von "Industrie") geworden, in der viele Menschen arbeiten (sehr oft als Honorarkräfte). Weder die Teilnehmerinnen und Teilnehmer an den Maßnahmen noch die BetreiberInnen (welche nur davon leben) tauchen in den Arbeitslosenstatistiken auf. Das heißt, je rigider Maßnahmen ausgeschrieben und durchgeführt werden, um so niedriger die Arbeitslosenquote. Im Bremer Umland gibt es einen niedersächsischen Landkreis, da wird sehr zügig gehandelt, und ehe sie sich versehen, können Arbeitslose als In-Jobber (auch bekannt als 1-€-Kräfte) Transformatorenspulen drehen. Als Qualifizierung?

Ich selber hatte einmal an den Unfug mit der Qualifizierung von Langzeitslosen geglaubt. Das war Anfang der neunziger, als ich eine Arbeitsstelle als Ausbilder in einer Weiterbildungsmaßnahme für Menschen aus dem gärtnerischen Bereich antrat. Ich glaubte wirklich, dass ich dort fachliches Wissen vermitteln sollte, welches den Menschen nutzt. Irgendwann kam eine Delegation des Arbeitsamtes (so hieß das damals noch) in unsere Maßnahme, schaute sich alles an, was wir so trieben (wir arbeiteten vordringlich im Schulgartenbereich) sagten "schön, schön", und nachdem die Tür des Sitzungszimmers geschlossen war wurde Tacheles geredet: Entweder ihr bringt 30 % der Leute aus der Statistik, egal wie, oder ihr müsst euch einen anderen Job suchen.

Sylvia Christina Händel: Blickdicht (Ausschnitt)
Es wäre sicher möglich gewesen, Leute aus der Statistik zu bringen, wenn wir alle Richtlinien und Möglichkeiten, die uns zur Verfügung standen konsequent angewendet hätten. Was dann mit den Menschen passiert wäre, war nicht unser Bier. Ich (und die anderen der Maßnahmeleitung auch) fühlten uns aber (und hier muss dieses kräftige Wort eingesetzt werden) verarscht. Wir hatten ein gutes Bildungsprogramm mit Herzblut aufgelegt, wir stützten die Leute, haben viele wieder zu Selbstbewusstsein ("Ich kann ja doch was!") verholfen, unsere Arbeit war sinnvoll, denn einige Schulen hätten ohne uns keinen Schulgarten. Doch wir brachten die Leute nicht "aus der Statstik". Zum einen, da es im gärtnerischen Bereich sowieso keine Jobs gab, zum anderen, weil da viele Menschen bei uns waren, die aufgrund seelischer Instabilität dem Druck des ersten Arbeitsmarktes gar nicht gewachsen waren. Die den geschützten Rahmen, den wir für sie aufbauten, brauchten, um am Arbeitsleben teilzuhaben.

Warum nicht lässt man diese Menschen arbeiten, mit dem was sie können? Warum müssen alle Menschen für einen teilweise unerbittlichen (siehe Niedriglohndebatte) "ersten" Arbeitsmarkt "qualifiziert" werden? Warum gibt es für so viele Menschen nicht die Arbeit, die ihnen entspricht? (Während hier in Bremen die Parks verlottern, Schulgärten verwildern, Kinder keine Betreuung haben). Warum dürfen sie nicht so arbeiten, wie sie können und wollen? Sie werden doch so oder so vom Staate bezahlt.

Es gibt so viel zu fragen. Zu einem Ergebnis ist hier nicht zu kommen. Mein "Warum" wird wohl immer eine Kinderfrage bleiben, von jemanden, der die Welt nicht versteht. So richtig ist diese Art der Weltbetrachtung für mich aber auch nicht zu verstehen. . .
Doch ich lerne noch. Ein Leben lang. . .


"Blickdicht" (Ausschnitt) von Sylvia Christina Händel entstammt ihrem Album "Arbeiten 2011"
mit freundlicher Genehmigung: 

Samstag, 16. Februar 2013

Berichte vom Transzendentalen Dachboden: Der Regen singt. . .




Der Regen singt sein Lied auf das hölzerne Dach des Hauses.
Es hat seine eigene Melodie.
Manchesmal vermag ich zu folgen,
und erlausche die Melodie des größeren Lebens.
Dann wieder: Ein Rauschen.
Dann wieder: Stille zwischen den Klängen.

Ich lege mein Herz in das Lauschen,
und höre das Lied des Regens,
während er auf das hölzerne Dach des Hauses fällt.

Mittwoch, 13. Februar 2013

Moritat vom Heute und Gestern



Das Heute und das Gestern
sind bekanntlich Schwestern,
und angeheiratet ist nur,
ebenso bekanntlich, der Futur.

Das Heute, so wurde gerade erst entdeckt,
heiratete den Plusquamperfekt.
Auf der Hochzeit waren alle sehr vergnüglich,
der Wein war sehr vorzüglich,
und angeheitert war nur
wie immer, der Futur.

Das Gestern wollte solo bleiben,
niemals Doppelnamen schreiben,
(Das Heute wurde oft damit geneckt:
Wie klingt das denn: Präsens-Plusquamperfekt!)
Nur Liebeleien!“ War der Schwur.
Zur Not auch mit dem angeheiterten Futur.

Und die Moral von der Geschicht?
Die gabs bis gestern nicht.
Sollte ich sie heut auftreiben,
dann werde ich dir morgen schreiben.

Montag, 11. Februar 2013

Citrusmarmeladen: Aller guten Dinge sind drei

Essperimente. . .

Zutaten für ein Marmeladen"essperiment"
. . . so nannte eine junge Dame aus dem Kinderkochklub, den ich damals leitete, das was wir machen. Sie wird sicher recht gehabt haben. Begonnen hatte das Herstellen von Zitrusfruchtmarmeladen zusammen mit Kindern bei mir, als mein Sohn fünf Jahre alt war und wir leckere Weihnachtsgeschenke für die Tanten brauten. Es gab auf dem Bio-Obst- und-Gemüse-Marktstand, auf dem ich damals aushalf, auch Bitterorangen. Damit haben wir begonnen: Mit Bitterorangenmarmelade englischer Art als Weihnachtsgeschenke. Da diese "Mamaladen" ja nicht mit Mama sondern mit Papa hergestellt wurden, hießen sie auch folgerichtig "Papalade".

Marmeladenproduktion in der Schulklasse (Foto Adrian Hauffe)
Als das gut ankam und wir mehr und mehr Spaß daran gewannen, stellten wir auch Grapefruit- und MandarinenPapalade her. Später, als mein Sohn zur Schule kam und ich durch einen Zufall zur Honorarkraft für den Schulgarten wurde, und die Klasse meines Sohnes ausgerechnet Gartenklasse, arbeiteten wir wieder zusammen. Da wurde dann die Marmeladenproduktion auf die gesamte Grundschulklasse ausgeweitet. Für jedes Elternpaar sollte es zu Weihnachten ein Glas Orangenmarmelade geben. Und da auch etwas aus dem Schulgarten dabei sein sollte, haben wir Rosmarin beigefügt. Die Eltern waren entzückt: Endlich mal ein Weihnachtsgeschenk, das mit der Zeit nicht in irgendeiner Ecke verstaubte. Übrigens bekam die Bremer Schulsenatorin und ihre Pressesprecherin von uns auch jeweils ein Glas zu Weihnachten geschenkt. Wir waren großzügig.

Zu hause: Zitronenstückchen entkernen und schneiden
Letztes Jahr zu Weihnachten hatten wir die Marmeladenproduktion zu Weihnachten wieder aufgenommen, und es gab wieder leckere Geschenke für die Tanten. Und dieses Jahr haben wir dann noch unsere Bestände aufgefüllt: Wieder gab es Papalade in verschiedenen Mischungen: Orange/Pink Grapefruit, Zitrone (die brauchten wesentlich mehr Zucker als die anderen für den Grundansatz), Clementine (Mandarine), Kumquat/Orange (eine außergewöhnlich leckere Mischung. Wobei die Kumquats dem Ansatz als feine Scheiben beigefügt wurden).

 
Der besondere Ansatz
Dann starteten wir noch ein "Essperiment": Zitrusmarmelade nach Art des Hauses. Grundlage dafür waren Zitronen. Es gibt im Hause ein Zitronenbäumchen mit Früchten und mit duftenden Blüten. Und es gibt eine Kardamonpflanze. Zwar trägt diese zwar keine Früchte, doch sind auch die Blätter aromatisch und lassen sich zu Würzen nutzen. So kam in unserem Grundeinsatz, der über Nacht eingezuckert stehen musste diesesmal Zitronenzesten, Zitronenstückchen, einige feingeschnittene Kumquats (das wollte mein Sohn so, und ich stimmte schließlich zu, denn es gibt Kumquatbäumchen auch als Zimmerpflanze zu kaufen), feingeschnittene Kardamonblätter, wobei ich darauf achtete, dass jeweils die zähen Mittelrippen aus den Blättern entfernt wurden, und, als Krönung, Zitronenblüten und Zitronenblütenknospen.
Papaladen-Etiketten einst und jetzt

Wie gehabt wurde das eingezuckert und über Nacht stehen gelassen, der Sirup mit den Zitronenstücken und allem anderen am nächsten Tag aufgekocht, mit dem Stabmixer püriert und mit Geliermittel versehen heiß in Twist-Off-Gläser abgefüllt. Eine leckere Mischung. Die Beimischungen der Kardamonblätter und der Zitronenblüten geben dem Ganzen eine kaum wahrnehmbare geheimnisvolle Note. Und: Es sieht im Glas schön aus. Mein Sohn erfand für unsere Arbeit einen ganz eigenen Slogan: „Kochen mit Schönheit und Verstand“. Da hat er wohl recht mit. Und der Vater freut sich, dass er nach sieben Jahren, mittlerweile zwölf Jahre alt, immer noch dabei ist, wenn es gilt „Papalade“ zu kochen.


Samstag, 9. Februar 2013

Aktion FindeKunst: Zeit haben

Noch einmal kurz zum Geschehen: An verschiedenen Orten in Bremen, besonders aber am Amtsgericht in der Innenstadt, tauchen sporadisch kleine gerahmte Reimwerke auf. Wer eines der Werke findet und mitnehmen möchte: Dieses sei gestattet. Da die Rahmen, welche die Werke einfassen, gefunden wurden, ist ihre Anzahl begrenzt. Also: Wer an den KunstFundorten leere Rahmen hinterlässt, kann davon ausgehen, dass diese in kürzester Zeit gefüllt wieder auftauchen.

Zur Zeit herrscht ein gewisser Rahmennotstand, da die Bestände so langsam zu Ende gehen. Daraus ergibt sich auch, dass zur Zeit nur Werke in der Galerie Dingefind am Amtsgericht erscheinen.

Wenn andere Künstlerinnen und Künstler Werke dazu stellen, wäre es mir eine große Ehre. Auf dass sich die Galerie Dingefind am Amtsgericht füllt.


Gestern. . .

 . . . geschah insofern nichts, als dass nichts dazu gestellt wurde, noch, dass etwas entfernt wurde. Das Werk "Zeit haben" hielt sich wacker, und es stand um 22:34 Ortszeit noch immer an seinem Platz. Das sind mehr als 36 Stunden, somit Rekord. Ich bin jetzt schon darauf gespannt, was ich vorfinde, wenn ich nachher meine Morgenrunde tätige.

Stellt sich mir die Frage: Warum diese lange Haltbarkeitszeit? Ist das Werk so miserabel, dass es niemand zu hause haben möchte? Oder ist es so unübertrefflich gelungen, dass die Scheu davor, es mitzunehmen zu groß ist? Es möchte kein Sakrileg begangen werden? Ist der Markt etwa gesättigt, und der einzige Fan weiß nicht mehr wohin mit den ganzen Rahmen? 

Nichtsdestotrotz an dieser Stelle noch einmal der Aufruf: Lasst mich Rahmen finden! 






 
Zeit haben


Ich gönn mir jeden Tag aufs Neue etwas Neues.
Doch am liebsten gönne ich mir Zeit.
So halte ich dem Neuen jeden Tag die Treue,
und hab fürs Neue jeden Tag genügend Zeit bereit.

Zeit zum Dingefinden, Zeit zum Dichten,
Zeit zum Schmusen, Streicheln, Küssen,
Zeit, von meinen Träumen zu berichten
ohne irgendwem berichten müssen.

Zeit mit meinem Sohn zu spielen,
Zeit, mit ihm spielerisch ein Mahl bereiten.
Zeit sich über all die vielen
Widerwärtigkeiten ausgiebig zu streiten.

Ich gönn mir jeden Tag aufs Neue etwas Neues.
Doch am liebsten gönne ich mir Zeit.
Zufriedenheit ist etwas Scheues,
doch gibt’s nichts Schöneres als satt Zufriedenheit.



Dieses Bild befand sich vorher in dem gefundenen Rahmen: Zeit haben

Freitag, 8. Februar 2013

Nuss-Nougat-Creme

Nussnougatcreme auf frischen Waffeln


Neben dem Aufessen die schönste Arbeit: hinaus und Haselnüsse einsammeln. Wenn eine ordentliche Menge zusammen gekommen ist, beginnt die weniger schöne Arbeit: Nüsse knacken. Die wilden Haselnüsse haben zwar ein wundervolles Aroma, sind aber meist sehr klein. Da dauert das mit dem Knacken einige Zeit. Schön, wenn da viele Hände mithelfen. Wenn eine genügend große Protion Haselnusskerne zur Verfügung steht (und nicht zu viele in den Mündern verschwunden sind), 200 bis 250 g sollten es schon sein, dann werden sie in einer schweren Pfanne ohne Öl trocken geröstet, bis sie eine dunklere Farbe annehmen und die Küche lecker duftet. Jetzt brauchen wir noch 100 bis 200 g, je nach Geschmack, braunen Rohrzucker, der in einer elektrischen Kaffeemühle zu Puderzucker gemahlen wird, Vanillepulver, Kakaopulver, entölt und Kokosfett aus biologischem Anbau, ca. 100 g. Die Mengen richten sich nach Geschmack und nach gewünschter Konsistenz.

Zuerst werden die gerösteten Nüsse in eine leistungsstarke Küchenmaschine gegeben, die sie langsam zu Mus mahlt. Dann kommt das Kokosfett hinzu, schließlich die anderen Zutaten. Die Masse noch eine ganze Zeit in der Küchenmaschine bearbeiten lassen, bis sie die gewünschte Konsistenz hat. Das Probieren ist eine leckere Angelegenheit, aufpassen! Die fertige Nuss-Nougat-Creme ist sehr lecker auf frisch bereiteten Waffeln.


Donnerstag, 7. Februar 2013

Der Schublade erzählt

Sylvia Christina Händel: Unsereins (Schubladenbild, Ausschnitt)


Der Schublade erzählt


Du Schub- Schab- Schiebelade,
ich erzähl dir jetzt mal was,
nicht nur im Osten ist das Wasser nass,
Mariechen saß im Bade.

Oh, Schab- Schieb- Schubelade,
Mariechen saß im Schaumgebirg,
das war ihr schönster Traumbezirk,
heraus schauten Fuß und Wade.

Dann Schub- Schieb- Schabelade
nahm Mariechen sich die Rosenseife,
damit sie über Pfirsichhaut dann streife,
duftend so wie Gottes Gnade.

Schließlich, Schab- Schub- Schiebelade,
flocht sie Blüten in ihr Haar,
sie, welche schaumgeboren war,
umflort von wilder Narde.

Am Ende, Schab- Schieb- Schubelade,
begann Mariechen sich im Stillen
in ein großes Badetuch zu hüllen,
der Toni fand das schade.

Post scriptum, Schub- Schieb- Schabelade:
Mariechen ging frisch gebadet aus dem Haus,
sie ging mit Toni ganz fein aus,
so wurden alle Fünfe grade.


Das Schubladenbild "Unsereins" der Bremer Künstlerin Sylvia Christina Händel ist in Gänze hier einzusehen: http://ichbinwirklich.net/de/arbeiten_2006.html

Mit freundlicher Genehmigung hier veröffentlicht.

Mittwoch, 6. Februar 2013

Ich kündige!



Kündigung – so geht die Kunde.
Ich mach mein eignes DingDangDong.
So läut´ ich ein die neue Runde,
Arividerci – und so long!

Ich kündige die Machtmarotten,
Ich kündige die Isierung ganz global,
Ich kündige dem Pullover seine Motten
Und der ganzen Zeit-ist-Geld-Moral.

Ich kündige dem GeldMachtGlücklich,
Ich kündige dem Nur-noch-links-zu-fahrn,
Ich kündige dem Das-ist-schicklich!,
Ich kündige das Ticket für die Straßenbahn.

Ich kündige Vermietern ihre Miete,
Ich kündige der Bank den Zins und Zinseszins,
Ich kündige das „Ich verbiete!“,
Ich kündige dem Hunz den Kinz.

Ich kündige dem TrauerTrübsalBlasen,
Ich kündige dem „Nur noch mich!“,
Ich stelle bunte Blumen in die Vasen,
Ich kündige an: Ich liebe Dich!


Aus der ersten Textrevue des Dingefinders "Wer zu allem immer nur nickt. . . (wird vom Schicksal ins Schicksal geschickt)"

Als Din-A-4-Mappe, 33 Seiten,  für 21,32 € bei mir erhältlich. Selbstverständlich handsigniert.

 

Dienstag, 5. Februar 2013

Bremer Schmuddelwetter. . .




Spätestens im Februar
bin ich das Bremer Schmuddelwetter leid.
Ich tappe mit hängenden Schultern
durch die Tagesdämmerdunkelheit.

Die letzten Weihnachtsplätzchen sind gegessen,
drei sind noch übrig, die sind hart wie Stein.
Die letzte Kohl-und-Pinkel-Schlacht ist ausgesessen,
ein letztes Mal bis an den Rand gesättigt heim.

Wenn früh am Abend Wolken Regen sprühen
und Straßenlichter in den Pfützen glühn,
dann fühl ich meine Schultern noch mehr hängen
und ich will endlich in den Frühling ziehn.

Ich wünsche mir das Blau der Lungenkräuter,
die ersten Anemonen, das erste Birkengrün bereit.
Noch geht der Winter einen Monat weiter.
Ich bin das Bremer Schmuddelwetter leid.



Montag, 4. Februar 2013

Aus Dingefinders unergründlicher Plaudertasche oder: Die Zentimeter sind alle



"Geld stinkt nicht, es verduftet" - und wenn es nicht mehr da ist, geht gar nichts mehr. Da liegt dann auf der einen Seite das ganze Material herum, Metalle, Holz, Erdöl, auch Maschinen, um das zu verarbeiten, und auf der anderen Seite liegen die Arbeitslosen herum, die mangels Geld das Vorhandene nicht anfassen dürfen. Welche auch mangels Geld die leerstehenden Häuser nicht bewohnen dürfen, die zwar gebaut sind, doch werden sie lieber verfallen gelassen, als dass sie genutzt werden. Auch die Lebensmittel werden ja lieber weggeschmissen, damit die Preise stabil sind.
Ich versteh das nicht, mein Sohn hat das noch nie verstanden, obwohl er schon zwölf Jahre auf dieser Welt ist. So bleibt es bei uns wieder bei den Kinderfragen: Warum? Wäre ich ernsthaft erwachsen, bräuchte ich mir diese Frage wohl nicht stellen, dann würde ich das ja verstehen.(Mein Sohn braucht das nicht, der ist noch Kind). Die Wirtschaftsexperten verstehen das ja auch.
Ein amerikanischer Philosoph, Alan W. Watts, stellte in den sechzigern des letzten Jahrhunderts auch diese Kinderfragen: "Denkt einmal an die weltweite Depression in den dreißiger Jahren: Von heut auf morgen folgten auf eine blühende Konsumwirtschaft . . . Arbeitslosigkeit, Armut und Anstellen fürs Brot. Was war geschehen? Die materiellen Ressourcen des Landes - Grips, Muskelkraft und Rohstoffe - waren keineswegs erschöpft, aber es fehlte plötzlich an Geld, und es war eine sogenannte Finanzkrise da. . . . Dabei war es einfach so, als wäre ein Bauarbeiter am Morgen der Depression zur Arbeit gekommen und sein Boss hätte ihm gesagt: ´Tur mir leid, Junge, aber heute wird nicht gebaut. Es gibt keine Zentimeter mehr.` `Was soll das heißen, keine Zentimeter? Wir haben Holz. Wir haben Stahl. Wir haben Zement. Wir haben auch Zollstöcke.``Mag sein, aber du verstehst nichts vom Geschäft. Wir haben zu viele Zentimeter verbraucht, und jetzt sind die einfach alle.`"
(Aus: Alan W. Watts "Was hält das Zeug", Rheinberg 1983)
Das Geld ist nicht einfach eine Maßeinheit für Tauschwert, sondern. . . Ja, was eigentlich? Da ist sie wieder, meine Kinderfrage. Aber wenn ich jetzt keine Lust auf Abwasch habe, sage ich einfach: "Die Liter sind alle".



Freitag, 1. Februar 2013

Aus Dingefinders unergründlicher Plaudertasche oder: Es gibt keine Jugendkriminalität. . .



. . . hinter der keine Erwachsenenkriminalität steckt.

 
Den nordamerikanischen Bewohnern dieses großen Kontinentes (auch "Ureinwohner" oder "Indianer" genannt) waren die meisten der Verhaltensweisen der weißen Eroberer fremd. Etwas erschütterte sie besonders: Wie die Weißen mit ihren Kindern umgingen: Schläge oder auch nur der "Klapps" waren ihnen als Erziehungsmittel völlig fremd, ebenso die rigide Unterdrückung des sexuellen Ausdrucks. Mittlerweile ist es ja auch in der Bundesrepublik angekommen, dass das Schlagen von Kindern kein "Kavaliers"delikt ist, sondern als Körperverletzung eine Straftat. Unabhängig ob die eigenen oder fremde Kinder geschlagen werden.

Durch körperliche Gewalt, aber auch durch andere Eriehungsmethoden wie seelischer Grausamkeit wird in den Kindern und späteren Jugendlichen der Keim späterer Gewalttätigkeit gelegt. Es gibt Gesellschaften und Gesellschaftsformen, wo dieses durchaus erwünscht ist. Durch eine gewaltfreie Erziehung wird man kein gutes Soldatenmaterial bekommen. Dass dabei dann immer einige "abrutschen" in die Kriminalität, gut, das muss hingenommen werden, Ausfälle gibt es immer.
Wenn dann die jugendlichen Gewalttäter nach dem kleinen Raubüberfall auf die Oma ihre Shore loswerden wollen, verkaufen sie an Erwachsene. Wenn sie von dem Hehlergeld sich Drogen kaufen, verdienen die Erwachsenen hier wieder. Es sind immer Erwachsene, welche letztendlich von Jugendkriminalität profitieren. Es sind immer Erwachsenengemeinschaften, die von Erziehung zur Gewalt hin profitieren. 

Die nordmerikanischden Bewohner sind den weißen Sklavenhaltern wie die Fliegen weggestorben in den Baumwollfeldern. Die waren für Sklavenarbeit nicht zu gebrauchen, trotzdem sie in ihrem natürlichen Umfeld als zäh charakterisiert waren. Die Weißen mussten sich schwarze Sklaven aus Afrika einschiffen lassen. Womit der Grundstein für so viel Leid und Unruhe und Gewalt gelegt war. Auch Sklavenhandel ist heutzutage eine Straftat.

Zuguterletzt: Wir haben es in unserer Hand, womit wir unsere Kinder spielen lassen. Wir Erwachsene. Ein Foto aus dem Schaufenster eines Bremer Waffengeschäftes: Kalaschnikov ab 14.













Süßes Kürbisbrot

Zeichnung: Jacob aus der 1-A-Schulgärtnerei

Noch gibt es gelagerte Hokkaido-Kürbisse zu kaufen. Das kann man zum Anlass nehmen, einmal wieder ein leckeres Kürbisbrot für den sonntäglichen Frühstückstisch zu backen. Hier einmal eine süße Variante. Das schmeckt besonders gut zusammen mit Orangenmarmelade:

Süßes Kürbisbrot

Zutaten: 375 g Kürbismus, Wasser, 750 g Weizenmehl, 125 g Rohrzucker, 125 g Butter, 100 g Walnusskerne, 1 Würfel Hefe

Wir brauchen für ein Brot: ca. 375 g Kürbis, geschält, geputzt und in Würfel geschnitten. Am leckersten sind die Sorten Hokkaido, Muscat de Provence oder Butternut. Die Kürbiswürfel werden mit etwas Wasser zu Mus gekocht, das Kürbismus lassen wir abkühlen, bis es lauwarm ist. Die gekochten Kürbiswürfel können auch mit dem Kartoffelstampfer gemust werden.

Während der Kürbis kocht, bzw. abkühlt, bereiten wir einen Vorteig aus 750 g Weizenmehl, welches in eine Teigschüssel gesiebt wird. Wir formen eine kleine Mulde in das Mehl, in die wir einen Würfel frische Hefe bröckeln. Die Hefe wird mit etwas Zucker gefüttert und bekommt einen Schluck warmes Wasser dazu. Die Hefemulde wird mit Mehl bedeckt. Über die Schüssel wird ein sauberes Küchentuch gelegt und so abgedeckt muss der Vorteig ungefähr zwanzig Minuten warm stehen.

Jetzt könne wir Walnüsse knacken, so dass wir ca. 100 g Nusskerne bekommen. Die Nusskerne werden mit dem Küchenmesser klein gehackt.

Wenn in der Teigschüssel ein kleiner „Vulkanausbruch“ zu sehen ist, weil die Hefe in der Mulde gestiegen ist, kommen die übrigen Zutaten zum Teig: 125 g Butter (die zu Beginn aus dem Kühlschrank genommen wurde, damit sie nicht zu hart ist), 125 g Rohrzucker (wer möchte, kann auch Ahornsirup nehmen), das Kürbismus und die gehackten Nusskerne.

Das ganze wird genussvoll durchgeknetet. Hefeteig liebt es, lange geknetet zu werden, außerdem werden die Hände dabei schön sauber.

Der Teig muss jetzt noch einmal zwanzig Minuten „gehen“ (wohin nur?). In dieser Zeit wird eine Kastenform eingefettet, und der Ofen auf 200 Grad vorgeheizt.

Den Teig in die Kastenform füllen und in ca. 40 Minuten goldbraun backen. Wenn das Brot „hohl“ klingt, wenn daran geklopft wird, ist es fertig. Das Brot aus dem Ofen nehmen, auf ein Drahtrost stürzen und auskühlen lassen.